Das Thema „welches Buchgenre?“ hat viele Unteraspekte … Ich habe hier schon mal begonnen, mich damit zu beschäftigen. Und führe das gern weiter fort, denn das Thema ist einerseits gerade für Selfpublisher äußerst wichtig, andererseits im Moment so stark im Umbruch, dass es uns an allen Ecken und Enden in ganz unterschiedlicher Ausprägung begegnet. Und oft genug auch noch gleich neue Fragen aufwirft …
Inhalt
Buchgenre: fiktional oder Sachbuch?
Die meisten Bücher von Selfpublisher/innen fallen in den Bereich Belletristik: ob Krimi, Science Fiction, Thriller, Dystopie, Romanze/Liebesroman, erotische Geschichten, Frauen- oder Männerroman … in der Regel alles erfunden, also fiktiv. Doch der Selfpublishing-Markt bietet immer noch genügend Raum für anderes: Kinder- und Jugendbücher etwa. Oder den großen Raum für alle Genres, die nicht fiktional sind: Sachbücher, Ratgeber, Biografisches oder ganz wissenschaftliche Fachbücher. Das bedeutet: die Vermittlung von Fachkenntnissen oder Selbsterlebtem. Dahinter steht in aller Regel der Wunsch, Wissen und/oder eigene Erfahrung zu teilen, anderen Menschen zu helfen, sich selbst einen „Namen“ zu machen – mit dem, was ich kann, anzubieten habe, was ich entdeckt oder erlebt habe, was ich für sinnvoll oder zukunftsweisend halte.
Was spricht für Sachbücher?
Es gibt eine Menge guter Gründe, warum Selfpublisher im großen Genre Sachbuch publizieren wollen – ihre Motivation dafür ist in aller Regel sehr hoch und hat nicht immer allein mit dem Wunsch „eines Tages vom Schreiben leben zu können“ zu tun. Das unterscheidet sie oft von Autorinnen und Autoren belletristischer Texte. Genau für diese Menschen arbeitet die edition texthandwerk in erster Linie: für Menschen, die etwas zu sagen haben, die helfen, Wissen vermitteln wollen. Und sich selbst über ihre Erfahrung und Fachkenntnisse positionieren wollen. Unter dem Stichwort PR für Selbstständige habe ich mich auch als Texthandwerkerin schon intensiv mit diesem Thema beschäftigt.
Die gute Nachricht ist: Der Markt für Sachbücher ist – vor allem im Selfpublishing – nicht ganz so eng wie im belletristischen Bereich. Wer sich also allein auf sein Wissen, seine Erfahrung konzentriert, hat sehr gute Chancen, mit dem, was er oder sie zu sagen hat, auch wirklich gehört zu werden. Und zwar exakt von jenen Menschen, die sich genau für DIESES Thema interessieren. Die Zielgruppen für jedes Sachbuch lassen sich nämlich viel exakter definieren als in der Belletristik.
Selfpublishing und Sachbücher
Selfpublishing unterscheidet erst mal gar nicht zwischen Buchgenres. Und das ist gut so. Damit haben nämlich alle gleiche Chancen – egal, ob Krimi oder Sachbuch. Geht es um Dienstleistungen, Bestenlisten, Aufmerksamkeit und Verkaufszahlen, haben natürlich die Autor/innen belletristischer Texte die Nase vorn. Das liegt unter anderem auch daran, dass sich Belletristik ganz einfach besser zur Produktion von E-Books eignet. Und da gibt es viele Serien sowie fast schon süchtig lesende Menschen … Selfpublishing von Sachbüchern funktioniert anders. Da kommt es oft auf die Nische an, in der Sie sich bewegen. Und auf die Netzwerke, die Sie sich – idealerweise schon lange vor dem Buch-Schreiben – aufgebaut haben, aufbauen können. Vor allem für Selbstständige bietet das enorme Chancen. Auch darüber gibt es bei der Texthandwerkerin einen wichtigen Beitrag.
Zusammengefasst
- Der Sachbuchbereich ist nicht so hart umkämpft
- Die Zielgruppen für Sachbücher sind viel einfacher definierbar als für Belletristik
- Haben Autor/innen erst einmal „ihre Nische“ gefunden, fällt das Buchmarketing viel leichter. Erst recht, wenn sie „Ihre Community“ vielleicht schon gefunden haben. Das können Expertengruppen, Kolleginnen, bekannterweise am Thema Interessierte sein, viele davon lassen sich über Seminare aller Art und in den sozialen Netzwerken leicht finden.
Sachbuch-Genres
Ich bin fest davon überzeugt: Dem „erzählenden Sachbuch“ gehört die Zukunft! Das ist zwar ein Buchgenre, zu dem nirgendwo eine allgemeingültige Definition zu finden ist. Es ist aber ziemlich klar: Sachwissen, die Erklärung von Sachverhalten PLUS der ganz individuelle Zugang zum Thema, beides so flüssig wie möglich erzählt – das ergibt in etwa das „erzählende Sachbuch“. Das funktioniert erstaunlich oft und hat den angenehmen Nebenaspekt, dass wir uns damit immer im Bereich des „authentischen Schreibens“ bewegen. Reine Faktenaneinanderreihungen will heute einfach niemand mehr lesen! Das ist gleichzeitig auch eine immense Chance für die Vergewisserung des eigenen Standpunkts, der eigenen Haltung zum Thema.
Doch nicht unproblematisch ist das alles mit Blick auf die Genre-Einordnung. Viele Sachbücher lesen sich mittlerweile wie ein Roman, nicht alle beruhen ausschließlich auf „Sach-Aspekten“ oder gar Fakten. Da „mogeln“ sich schon mal Träume, Wünsche und stark autobiografische Aspekte rein. Und alles Biografische gehört ohnehin traditionellerweise in den Bereich „Sachbuch“.
Was nun?
Mein erster Rat: Machen Sie nicht allzu viele Gedanken über die Obergruppen Belletristik und/oder Sachbuch. Noch weniger Gedanken über die Erzählhaltung, die dahinter steht. Die Grenzen zwischen den Genres wachsen im Moment einfach an vielen Stellen zusammen. Also: Nicht das „WIE wird erzählt?“ gibt den Ausschlag. Sondern nur das WORÜBER?
Zweiter Rat: Sehen Sie sich als Selfpublisher die Genre-Unterteilungen gut an, die Online-Plattformen und Co vorgeben. Meistens dürfen Sie ja mehr als ein Genre wählen. Und dann empfehlen sich vor allem jene Untergruppen, in denen sich die wenigsten an deren Buchtitel tummeln … Es ist meistens gut, nicht allzu viel Konkurrenz zu haben!