Wo ich als Buchhebamme ständig frage: „Buchideee – und jetzt?“ ist Ruprecht Frieling schon mindestens fünf Schritte weiter. Was völlig logisch ist. Schließlich hat er unfassbar viel Erfahrung gesammelt, seit er 1983 den ersten deutschen „Autorenverlag“ gründete, den er 20 Jahre lang betrieb, bevor er sich, fast nahtlos anschließend, als einer der ersten Deutschen mit Selfpublishing auseinandersetzte. Und zwar in einer „Doppelrolle“: als Vermittler dieser neuen Idee wie auch als Autor. Jetzt hat er einen „Ratgeber für Autoren“ geschrieben. Nicht seinen ersten, aber wohl den komprimiertesten, denn der deckt auf einen Blick alles ab, was Autor:innen wissen müssen, kurz: Dieses Buch schafft Grundlagen.
Inhalt
Ruprecht Frieling kann – und tut – vieles
Ich habe den Mann schon immer bewundert, denn er beherrscht unglaublich viele Genres – nicht nur als Autor. Macht sich gut als Opernverführer, ist gnadenlos ehrlich in seiner Autobiografie, kann augenzwinkernd-freundlich, aber auch mit knallharten Fragen Menschen auf einem Roten Sofa „grillen“, provoziert manchmal absichtlich, lässt sich nichts verbieten, liebt Dada, verschickt wunderbare Newsletter, kann seiner Fantasie völlig freien Lauf lassen. Oder durch und durch seriös sein. Letzteres ist bei seinem jüngsten Buch der Fall: „Ich habe ein Buch geschrieben – was nun?“
Höchste Präzision, doch niemals trockene Inhalte
Beim Lesen habe ich mich dabei ertappt, dass ich dachte: „Huch, das ist ja ein Lexikon! Und wo ist jetzt das Stichwortverzeichnis?“ Denn es ist ungeheuer präzise, behandelt wirklich alle Stichworte, die Autorinnen und Autoren kennen müssen. Egal, ob jemand Selfpublisher sein/werden möchte oder auf Verlagssuche ist. Das Ganze angereichert mit Beispielen, kleinen Exkursen zu eigenen Erfahrungen … Niemals trocken, immer nützlich. Vermutlich am besten für Menschen geeignet, die in das Thema einsteigen wollen.
Doch auch „alte Hasen“ finden noch ein paar Dinge, die sie in der prägnant zusammengefassten Form vielleicht noch nirgendwo sonst gelesen/gesehen haben. Bei mir waren es die Unterschiede an die Anforderungen der Impressumspflicht. Die sind nämlich in jedem Bundesland anders! Da ist es nicht schlecht, wenn man so eine kleine Liste hat, wie sie dieses Buch bietet. Doch eigentlich sind alle Stichworte wichtig – und übrigens völlig logisch nach chronologischer Notwendigkeit sortiert. Keine Ahnung, wieso ich die ganze Zeit an ein alphabetisches Verzeichnis denken will …
Buch geschrieben – und nun? Organische Entwicklung der Schritte
Was Ruprecht Frieling hier tut, ist die organische Entwicklung der Schritte, die alle 1) verstehen und 2) gehen sollten, die ein Buch geschrieben haben. Von den Fragen nach dem Urheberrecht zu den Fragen der Buch-Gestaltung in allen Aspekten. Von der möglichen Kooperation mit Dienstleistern, Profis, Verlagen und Literaturagenturen zur optimalen Form des Manuskripts. Von Pseudonymen, Impressum und ISBN bis zum ungeheuer weiten Feld der Öffentlichkeitsarbeit – vor allem online. Und zum Schluss noch drei wichtige Fragen: „Was mache ich mit dem Finanzamt?“, „Für wen will ich veröffentlichen?“ Und: „Kann man vom Schreiben leben?“ Werden alle beantwortet. Also: Buch bestellen, nachlesen!
Wo sind die Autorinnen?
Einziger Wermutstropfen für mich: Als Autorin fühle ich mich inzwischen wirklich nicht mehr „automatisch“ mit-gemeint, wenn jemand ausnahmslos über bzw. für Autoren schreibt … Ich gebe zu: Das erstaunt mich selbst, denn lange Zeit habe ich es unhinterfragt hingenommen. Inzwischen hat sich meine Wahrnehmung an diesem Punkt jedoch gründlich geändert. Aber das gehört einerseits zu dem Entwicklungsprozess, den Sprache ständig durchläuft. Andererseits zu unserer jeweils eigenen, ganz individuellen Entwicklung.
Anmerkung:
Das Titelbild stammt vom Frielings Autorenseite, er hat mir das Buch kostenlos überlassen. Danke!
In eigener Sache
Die Trilogie des Eigensinns besteht bislang aus zwei Büchern – die sich ohne Probleme auch wunderbar getrennt voneinander lesen lassen. Macht durchaus Sinn, denn sie bilden zwar eine „Familie“, haben aber unterschiedliche Schwerpunkte. In „Mein Kompass ist der Eigensinn“ geht es darum, wie wir Eigensinn erkennen, ihn für uns entwickeln können. Aber auch darum, wo er seine Grundlagen hat, welche Vorbilder ich gefunden habe – und wie er uns helfen kann. Als Kompass zum Beispiel. Oder beim Schreiben von (eigenen) Büchern.
In „Wer schreibt, darf eigensinnig sein“ steht eigentlich schon alles Wichtige im Titel: Es geht um die praktische Realisierung des Schreibens mit Eigensinn, um Kreativität, aber auch um Selfpublishing. Da gibt es jede Menge Praxistipps, Übungen und Beispiele. Aber auch die Spiellust – meiner Ansicht nach ein wichtiges Schreib-Instrument – kommt nicht zu kurz. Zum Beispiel mit dem Selbsttest „Welcher Schreibtyp bin ich eigentlich?“ Der zieht sich – augenzwinkernd bis ernst – durch das ganze Buch.
Beide Bücher auf einen Blick – und auch zum Bestellen – im Shop der Autorenwelt hier. Aber natürlich auch überall sonst, wo es Bücher gibt.